In Chatbots mag noch ein gewisses Potential liegen (für Bibliotheken)


…sagte ich vorgestern und heute heißt es im Stabi-Blog, dass Stellas Wissensbasis zum dritten Mal verkauft wurde. Es gibt auch eine kleine Statistik zum Arbeitsaufkommen und zur Hauptarbeitszeit von Stella, wobei ich bei dem Eintrag max. Anzahl Dialoge pro Tag ein wenig schmunzeln musste – das Datum fällt immerhin in die Zeit unseres Projektes.

Eigentlich spannend ist aber das dort angeprochene große – auch internationale – Interesse an der Technik. Auch wenn die Technik eigentlich recht alt ist und bisher nicht gerade den durchbrechenden Erfolg als ernsthafte Supportmöglichkeit hatte (kommerziell fällt mir derzeit nur Anna von Ikea ein), so haben Bibliotheken hier vielleicht doch einen guten Riecher für das “versteckte” Potential. Eigentlich kann man nichtmal mehr unbedingt sagen, dass die Bots in deutschen Bibliotheken gar so spärlich gesäht wären. Welche gäbe es bisher (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

Nun, vielleicht auch nicht erschlagend viele, aber wenn nun noch die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (mit Stella Wissenbasis) dazukommt, dann sind es immerhin schon fünf große Bibliotheken in Deutschland. Interessant ist natürlich auch, was der dreisprachige Bot dann in der FUB Bozen leisten wird.

Leider ist es nicht immer ganz einfach herauszufinden, welche Software den Bots eigentlich zugrunde liegt. Bei Stella ist es eine Software von Novomind (lt. dem Artikel Fragen wird immer schöner) und vermutlich wird diese auch bei den Bots zum Einsatz kommen, die Stellas Wissensbasis nutzen. Die Wissensbasis wiederum wurde in Zusammenarbeit mit Kiwi Interaktive Medien erstellt bzw. optimiert. Da man diese Information unter den Case Studies bei Novomind finden kann, ist dies wohl auch kein Betriebsgeheimnis. Der Preis für das ganze Unterfangen vielleicht schon, wobei ich jetzt auch erst mal alle Protokolle des Projekts dafür checken müsste – ganz marginal war er jedenfalls nicht. Bei den Case Studies sind neben Club Bertelsmann auch einige Bundesministerien aufgeführt, die Bots im Einsatz haben. Der Bundestagsadler (knuffiger Avatar aber auch), ist nicht aufgeführt – find ich dennoch bemerkenswert, dass auch der Bundestag soetwas nutzt.

Nun, jedenfalls kann man vielleicht feststellen, dass das Thema Chatbots nicht ohne weiteres als reine Spielerei (durchaus ein nicht selten geäußerter erster Gedanke zu dem Thema) abgetan werden können.

Wer richtig tief in die Welt der Chatbots, Chatterbots, Chat Agents, Virtual Reference Avatars – ob all dieser Bezeichnungsvielfalt gar nicht mal so leicht zu ergooglen – eintauchen will, dem sei als eine Top-Quelle die Chatterbot Collection empfohlen. Eine umfassendere Link- und Literaturliste dürfte es kaum geben, obwohl auch der Subject Tracer zu Chatterbots von Zillman sicher noch einen Blick wert ist.

Ein letzter Gedanke: Eigentlich könnte Stella ja auch mal für den Loebner Prize bewerben. Wäre doch ein netter PR-Gag, wenn eine virtuelle Bibliotheksauskunft als erstes den Turing Test bestehen würde. Mit den richtigen menschlichen Referenzen vielleicht auch gar nicht so schwer :mrgreen: .

Update 25.04.2008: Ina nutzt offenbar nicht die Software und Wissensbasis von Stella, wie man den Information über Ina, unsere virtuelle Kollegin auf buecherhallen.de entnehmen kann. Verantwortlich ist vielmehr die Firma Artificial Solutions, die übrigens auch Ikea (neben u.a. EON und Tele2) als Referenz angibt.