{"id":80,"date":"2007-02-17T19:48:10","date_gmt":"2007-02-17T18:48:10","guid":{"rendered":"http:\/\/blog.verweisungsform.de\/2007-02-17\/studiengebuehren-boykott-schleppend\/"},"modified":"2022-12-05T00:56:58","modified_gmt":"2022-12-04T22:56:58","slug":"studiengebuehren-boykott-schleppend","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog.verweisungsform.de\/2007-02-17\/studiengebuehren-boykott-schleppend\/","title":{"rendered":"Studiengeb\u00fchren: Boykott schleppend"},"content":{"rendered":"
Vor zwei Tagen ver\u00f6ffentliche Tagesschau.de ein Interview mit Benjamin Greschbach <\/a>(unabh\u00e4ngiger allgemeiner Studierendenausschuss der Universit\u00e4t Freiburg). Die Beteiligung am Boykott ist (waren, je nach Uni) einfach zu gering.<\/p>\n Soweit mir f\u00fcr Hamburg bekannt ist, ist das Prinzip des Boykotts recht simpel. Studierende \u00fcberweisen die Geb\u00fchren (500 EUR) auf ein, von den Astas organisierten, Treuhandkonto. Beteiligt sich etwa ein Drittel der “Geb\u00fchrenpflichtigen”, dann wird das Geld nicht \u00fcberwiesen. Der Gedanke dabei ist, dass eine so gro\u00dfe Zahl nicht (sinnvoll) vom Studium ausgeschlossen werden kann. Kommt die ben\u00f6tigte Zahl nicht zusammen, dann gilt der Boykott als gescheitert und es wird innerhalb der Regelfrist \u00fcberwiesen. (Ein wenig ausf\u00fchrlicher ist dies unter www.gebuehrenboykott.de<\/a> f\u00fcr die Verwaltungsgeb\u00fchren<\/a> beschrieben.)<\/p>\n Mir scheint das Konzept einfach wie funktional zu sein. Und begr\u00fcndet zudem. Wenn ich n\u00e4mlich h\u00f6re – und das sei ganz eindeutig als H\u00f6ren-Sagen deklariert – dass f\u00fcr die HAW die zugewiesenen Mittel schon entsprechend der erwarteten Einnahmen gek\u00fcrzt wurden, dann erwarte ich beinah noch eher eine Verschlechterung der Studienbedingungen. Das Interview untermauert diese Annahme:<\/p>\n Greschbach: Das glaube ich nicht. Wir haben recherchiert, was mit den Geldern wirklich gemacht wird. […] Manche Institute bei uns haben nach der Einf\u00fchrung der Studiengeb\u00fchren sogar weniger Geld als vorher, weil das Land so viele Mittel gestrichen hat.<\/em><\/p><\/blockquote>\n Auf der Seite der Beh\u00f6rde f\u00fcr Wissenschaft und Forschung<\/a> auf Hamburg.de ist das PDF Studiengeb\u00fchren in Hamburg \u2013 ein Beitrag zu einem besseren Studium<\/a><\/em> zu finden. Einige Zitate daraus:<\/p>\n An den staatlichen Hamburger Hochschulen (Universit\u00e4t Hamburg, Hochschule f\u00fcr angewandte Wissenschaften, Technische Universit\u00e4t Hamburg-Harburg, HafenCity Universit\u00e4t, Hochschule f\u00fcr bildende K\u00fcnste sowie Hochschule f\u00fcr Musik und Theater) werden von allen Studierenden […] ab dem Sommersemester 2007 Studiengeb\u00fchren in H\u00f6he von 500 Euro pro Semester erhoben. Die bisher erhobenen Geb\u00fchren f\u00fcr Langzeitstudierende und Studierende die au\u00dferhalb der Metropolregion gemeldet sind, entfallen damit. <\/em><\/p><\/blockquote>\n mit dem Ziel<\/p>\n Mit diesem zus\u00e4tzlichen Geld schaffen die Hochschulen bessere Studienbedingungen: Intensivere Betreuung (z.B. durch mehr Tutorien und kleinere Lerngruppen), eine bessere Infrastruktur (z. B. mit l\u00e4ngeren Bibliotheks\u00f6ffnungszeiten, mehr B\u00fcchern und mehr PC-Arbeitspl\u00e4tzen) und eine verbesserte r\u00e4umliche Ausstattung sollen zu einem schnelleren und erfolgreicheren Studium beitragen.<\/em><\/p><\/blockquote>\n unter der (Selbst)verpflichtung<\/p>\n Die Hochschulen sind gesetzlich verpflichtet, die erzielten Geb\u00fchreneinnahmen vollst\u00e4ndig f\u00fcr ihre Aufgaben in Studium und Lehre einzusetzen.<\/em><\/p><\/blockquote>\n Das klingt prinzipiell ja alles sehr sch\u00f6n. Wenn ich aber dann (ein Beispiel) betrachte, dass ich seit Beginn des Studiums immer auch an der HAW drucken konnte, seit etwa zwei Monaten aber kein Drucker (nun, es war ohnehin immer nur einer) mehr im entsprechendem Raum steht, dann vermute ich doch, dass ich die 500 EUR dann u.a. bezahle, damit ich wieder dort drucken kann. Aus bereits angef\u00fchrerter H\u00f6ren-Sagen-Quelle hie\u00df es auch, dass ein Limit von 200 Seiten\/Monat eingef\u00fchrt werden soll. Sollte es so kommen (warum eigentlich Zweifel haben?), dann erhielte man allein in diesem Bereich unter Strich weniger als bisher f\u00fcr einen Aufpreis von 500 EUR. Zugegeben, das Beispiel wirkt m\u00f6glicherweise etwas banal. Andererseits habe ich gerade dieses Semester erstaunt festgestellt, wie viele Leute keinen Drucker zu Hause haben oder gar noch \u00fcber Modem ins Internet gehen. Ist es eigentlich zynisch, wenn ich mich dann frage, ob wir 2008 dann alle unseren RFID-Ausweis mit gespeicherten Druck- und Downloadkontigenten bekommen?<\/p>\n Hier in Hamburg wurde jedenfalls eine eigenartige Variante des Geb\u00fchreneinzugs gew\u00e4hlt. Die Forderung wird erst irgendwann nach Beginn des Semesters zugestellt werden – hat man dann mehr Zeit um auf eine evtl. erfolgreichere Boykott-Aktionen zu reagieren? Oder kann man bei einem zweiten Bescheid (erster w\u00e4re der mit den Unterlagen f\u00fcrs Semester) nochmal Verwaltungsgeb\u00fchren zus\u00e4tzlich verlangen?<\/p>\n Nun, wir werden ja sehen, ob der Boykott erfolgreich sein wird.<\/p>\n Sollte dies nicht der Fall sein, dann w\u00e4re vielleicht folgendes eine interessante \u00dcberlgegung (f\u00fcr Hamburg). Im oben genannten Papier gibt es einen langen Abschnitt zur Finanzierung der Studiengeb\u00fchren. In Hamburg soll es daf\u00fcr die M\u00f6glichkeit eines Darlehens geben. Dort hei\u00dft es:<\/p>\n Jede und jeder darlehensberechtigte Studierende erh\u00e4lt ein Studiendarlehen zu gleichen Konditionen. Es wird keine Differenzierung zwischen den Studieng\u00e4ngen geben, d.h. Studierende in Studieng\u00e4ngen mit vermeintlich schlechteren Berufschancen werden nicht benachteiligt. Au\u00dferdem wird das Darlehen elternunabh\u00e4ngig <\/strong>vergeben. Damit muss die Einkommenssituation der Eltern nicht aufwendig nachgewiesen und gepr\u00fcft werden. Und es ist keinerlei B\u00fcrgschaft von Eltern oder Verwandten beizubringen, um ein Hamburger Studiendarlehen zu erhalten. Es gilt: Wer ein Studium an den staatlichen Hamburger Hochschulen absolviert, ist kreditw\u00fcrdig.<\/em><\/p><\/blockquote>\n Der Darlehen ist elterunabh\u00e4ngig, flexible (d.h. es k\u00f6nnen pro Semester maximal 500 EUR aufgenommen werden, aber auch weniger) und hat einen garantierten Zinsh\u00f6chstsatz von 7,5%. Besonders interessant ist aber die Karenzphase von 24 Monaten nach Studienabschluss. Da hei\u00dft es n\u00e4mlich<\/p>\n Keine R\u00fcckzahlung bei keinem oder geringem Einkommen Na, da brauch ich ja nur zwei Kinder und einen Anstellung als Bibliothekar (mal das Gehalt beim – ziemlich guten – Berufbild Bibliothkar<\/a> [monster.de] zugrundegelegt)…<\/p>\n Hui, ich glaub der Beitrag ist an ein paar Stellen ein wenig zynisch oder ironisierend geraten \ud83d\ude42<\/p>\n UPDATE<\/strong> 21.02.07: Interessant auch der Spieglartikel Studiengeb\u00fchren werden zweckentfremdet<\/a><\/em> (mit Geb\u00fchrenkarte nach L\u00e4ndern) und etwas weniger direkt der Artikel Alarm aus den FH-Bibliotheken<\/a><\/em> auf oberpfalz.net<\/a> [via netbib<\/a>].<\/p>\n UPDATE 2<\/strong> 23.02.2007:\u00a0 Keine Resignation<\/a><\/em> [19.02.07] und Verspieltes Vertrauen<\/a><\/em> [21.02.07] (jeweils Zeit-Online)<\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Vor zwei Tagen ver\u00f6ffentliche Tagesschau.de ein Interview mit Benjamin Greschbach (unabh\u00e4ngiger allgemeiner Studierendenausschuss der Universit\u00e4t Freiburg). 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\nUms klar zu sagen: ja, eine ganze Menge Leute haben es mit dem Drucken \u00fcbertrieben. Zum Beispiel wurden Handouts f\u00fcr einen ganzen Kurs gedruckt, statt einmal zu drucken und dann zu kopieren. Praktisch ist eine Kopie billiger als ein Ausdruck, allerdings gibt es keinen geb\u00fchrenfreien Kopierer (doch den gibt es, aber auf die M\u00f6glichkeit f\u00fcr seminarrelevante Dinge den Kopierer auf der Verwaltungsebene nutzen zu d\u00fcrfen, wird man auch h\u00f6chstens durch “Mund-zu-Mund-Propaganda” hingewiesen).
\nAuf der anderen Seite steht aber auch, dass mittlerweile immer mehr Unterlagen (die Mehrzahl) als PDF bereitgestellt werden, d.h. 200 Seiten kommen da schnell zusammen, wenn man die Sachen in den Seminaren verf\u00fcgbar haben will – das darf man doch als prinzipiell vern\u00fcnftig annehmen.<\/p>\n<\/blockquote>\n
\nWer \u2013 auch nach Ablauf der Karenzphase \u2013 (noch) kein Einkommen erzielt, muss auch keine R\u00fcckzahlung leisten. Mehr noch: Die R\u00fcckzahlungsplicht wird erst ab einem Nettojahreseinkommen von 12.720 Euro f\u00fcr Alleinstehende einsetzen. Und auch der Familienstand wird ber\u00fccksichtigt: Eine Familie mit zwei Kindern \u2013 bei der die Darlehennehmerin oder der Darlehensnehmer Alleinverdiener\/in ist \u2013 unterliegt erst ab 28.920 Euro Nettojahreseinkommen (2.410 Euro monatlich) der R\u00fcckzahlungsplicht. <\/em><\/p><\/blockquote>\n