{"id":126,"date":"2008-07-30T17:41:49","date_gmt":"2008-07-30T16:41:49","guid":{"rendered":"http:\/\/blog.verweisungsform.de\/?p=126"},"modified":"2022-12-05T00:56:58","modified_gmt":"2022-12-04T22:56:58","slug":"spiele-konsolen-und-pc-in-bibliotheken","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog.verweisungsform.de\/2008-07-30\/spiele-konsolen-und-pc-in-bibliotheken\/","title":{"rendered":"Spiele (Konsolen und PC) in Bibliotheken"},"content":{"rendered":"

Spiele in Bibliotheken scheinen mittlerweile kein Randthema mehr zu sein. Der MBI-Blog weist heute auf eine Studie \u00fcber die Nutzung von Spielen in amerikanischen Bibliotheken hin: Spiele und Bibliothek: ein Blick in die USA<\/a>. Nachdem vor kurzem Google Knol<\/a> an den Start ging, musste ich da nat\u00fcrlich auch mal nach “library”\/”libraries” suchen. Der einzige relevante Treffer hat den Titel “Getting Serious About Games In Libraries<\/a>“.<\/p>\n

Man muss aber gar nicht mal so weit \u00fcber den Teich blicken, denn hier in Deutschland tut sich da ja auch schon einiges. W\u00e4hrend meines Kurzpraktikums bei der H\u00d6B<\/a> gab es in der Jugendbibliothek(HOEB4U<\/a>)\u00a0 eine Vorstellung der verschiedenen Konsolen und eine Bewertung der Sinnhaftigkeit ihrer Anschaffung. Das war schon sehr am\u00fcsant als ein ganzer Haufen Bibliothekare vor der Wii<\/a> boxte und bowlte. Die Wii erhielt auch die w\u00e4rmste Empfehlung zur Anschaffung, sofern ein Einstieg in dieses Segement prinzipiell geplant w\u00e4re. In der kurzen Zeit seit April hat sich auch schon etwas getan. In einigen H\u00d6B-Zweigstellen, unter anderem auch in meiner Praktikumsbibliothek Alstertal, sind Kinder aufgerufen Spiele zu testen (H\u00d6B-News dazu<\/a>) und den Gewinner des Tommi Kindersoftwarepreises<\/a> zu ermitteln. Auf der Seite befinden sich auch Vorstellungen und Interviews mit den teilnehmenden Bibliotheken (auch Alstertal<\/a>).<\/p>\n

Ich bin mir aber nicht wirklich sicher, was ich von (~elektronischen!) Spielen in Bibliotheken halten soll. Ich gestehe, dass mich pers\u00f6nlich Konsolen bisher nicht angesprochen haben. Bisher, denn seit ich nun junge wie \u00e4ltere Bibliothekare, meine Schwester (keine Spielerin ansonsten) und Kinder und nun am Wochende 20 Leute vor der Wii “wettstreiten” gesehen (und mitgemacht) habe, hat mich deren Konzept nun doch \u00fcberzeugt (so wie von Nintendo ja auch die Zielgruppe definiert ist) und seit gestern steht so ein Ding unter der Glotze (womit diese auch mal wieder sinnvoll genutzt werden kann, wenn das Fernsehprogramm nicht mehr zum Einschalten animiert). Das Ding hat tats\u00e4chlich einen hohen Geselligkeitsfaktor – drei Freunde konnten sich gestern erst um 4:30 loseisen und Nichte und Neffe (6 Jahre) haben mich heut dann beim Boxen mit exzessivem Ganzk\u00f6rpereinsatz um den Fernseher bangen lassen.<\/p>\n

Bin ich jetzt abgeschwiffen? Ich denke nicht, denn ich kann mich durchaus f\u00fcr eine Konsole begeistern, habe also keine prinzipielle Ablehnung (die schlimmste Art der Auseinandersetzung? :-)). Ich habe mich neulich auch (eher zuf\u00e4llig) mit einer Kommilitonin dar\u00fcber unterhalten. Ehrlich gesagt wundert es mich immer ein wenig, dass Spiele immer (?) entweder als ein “Lockangebot” verstanden werden, um dann aber auch die “eigentlichen” Angebote der Bibliothek in den Fokus r\u00fccken zu k\u00f6nnen, d.h. insbesondere die Zielgruppe “bibldungsferner Schichten” mit einzubeziehen, oder dass die\u00a0Bibliothek gleich zu einem “Kommuikationszentrum” erkl\u00e4rt wird, wo man sich trifft und unterh\u00e4lt. Nun, scheinen mir beides ehrbare\u00a0 Ziele, aber ich bezweifel doch sehr, dass einer, der wegen der Spiele (g\u00fcnstig – obwohl, visiert man die erste Zielgruppe an, dann ist es beinah zynisch, wenn der Benutzerausweis mit Option auf Spiele teuer wird – und relativ zur Videothek lang entleihbar) kommt, sich tats\u00e4chlich noch mal Serendipity<\/a>-m\u00e4\u00dfig ein Buch schnappt. Das “Kommunikationszentrum” scheint mir – zun\u00e4chst zumindest – hingegen verfehlt, weil bei mir die Beschreibung eher die Vorstellung von einem klassischen Jugendzentrum weckt (mit entsprechenden R\u00e4umlichkeiten und eigenen Kompetenzen, die auch ggf. eine gewisse Betreuung umfasst).<\/p>\n

Ok, diese Zeifel mal beiseite gelassen und ganz frei heraus. Mir scheint (!) es, als ob Spiele f\u00fcr die Bibliotheken auch eine gute M\u00f6glichkeit sind Ausleih- und Besucherzahlen zu steigern, die wiederum argumentativ gut bei den Geldgebern (Kommunen etc.) deren Unterst\u00fctzung sichern. Auf der anderen Seite l\u00e4uft man aber Gefahr den prim\u00e4ren Auftrag der Bibliotheken zu unterwandern und sich selber in letzter Konsequenz wieder in Argumentationsnot zu bringen, wenn man seinen prim\u00e4ren Auftrag als die Umsetzung des freien und unbeschr\u00e4nkten Zugang zu Informationen f\u00fcr alle definiert, auf der anderen Seite aber einen nicht unerheblichen Teil des Etats f\u00fcr etwas aufwendet, dass _dieses_ Ziel nicht unterst\u00fctzt. Ich w\u00fcrde nicht sagen, dass das alles sein sollte – Menschen zusammenbringen im weitesten Sinne, ist durchaus ein sinvolles Ziel, aber insbesondere elektronische Spiele (und die sind eigentlich ausnahmslos teuer) scheinen kostenseitig in dieser Hinsicht ein ziemliches Ungleichgewicht zu erzeugen. Anders ausgedr\u00fcckt: Mir scheint es einfacher Dinge wie einen kostenlosen Benutzerausweis f\u00fcr alle, Bibliotheksgesetz(e) und den Aufbau neuer (statt den Abbau alter) Bibliotheken zu fordern, wenn sie an ein Grundrecht auf Information gekn\u00fcpft werden, den Begriff “Information” dabei aber nicht zu sehr aufweichen. Spiele sind aber zun\u00e4chst Unterhaltung (bei elektronischen Spielen nicht selten auch reine Alleinunterhaltung) f\u00fcr die klassischerweise andere Einrichtungen (sinnvoll?) zust\u00e4ndig sind – und wenn es nicht (teure, dadurch wiederum Gruppen ausschlie\u00dfende) Videotheken sein sollen, dann vielleicht eben Jugendzentren.<\/p>\n

Hmm, irgendwie scheint mir diese (meine) Sich etwas verbohrt oder “tr\u00e4umerisch”. Sie ist auch eher aus dem Bauch heraus (kein Ergebnis tiefgreifender Auseinandersetzung mit dem Thema), aber das darf ja mal in einem Blog. Die Ironie ist, dass ich z.T. aus der Einstellung heraus “Ein Buch das es wert ist gelesen zu werden, ist es auch wert besessen zu werden” (solang ich es mir leisten kann) und zum anderen, weil die Amazon-Paket\u00fcbrbringer wahrscheinlich alle die Vornamen der Familie kennen, ich selber nahezu nie die \u00f6ffentliche Bibliothek nutze (aber Geb\u00fchren bezahle). Achso, Ironie, jetzt mit der Wii find ich eine einw\u00f6chige Ausleihfrist durchaus sehr attraktiv – zum Testen der Spiele, bevor ich sie teuer kaufe. Andererseits sprengen die Vormerklisten hier wahrscheinlich bei allen Titeln die Limits.<\/p>\n

Nunja, w\u00e4ren deutsche Bibliotheken reich, somit Priorit\u00e4tensetzungen wegen knapper Mittel unn\u00f6tig, dann schiene es mir ziemlich diskussionsunw\u00fcrdig – im Grunde spricht ja nichts dagegen ( f\u00fcr “Dogmatiker” vielleicht schon) , dass jeder Wunsch erf\u00fcllt wird und auch Sekund\u00e4r- oder Terti\u00e4rziele verfolgt werden.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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