{"id":125,"date":"2008-04-23T18:38:59","date_gmt":"2008-04-23T17:38:59","guid":{"rendered":"http:\/\/blog.verweisungsform.de\/?p=125"},"modified":"2022-12-05T00:56:58","modified_gmt":"2022-12-04T22:56:58","slug":"wikipedia-in-der-auskunft","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog.verweisungsform.de\/2008-04-23\/wikipedia-in-der-auskunft\/","title":{"rendered":"Wikipedia in der Auskunft"},"content":{"rendered":"

Anne Christensen legt in Netbib – Wikipedia: Kein Auskunftssilo<\/a> – \u00dcberlegungen ihres Kurses an der HAW zur Einbindung\/Nutzung von Wikipedia in den (bibliothekarischen) Auskunftsdienst dar. Schon die einleitende Frage ist tats\u00e4chlich spannend, ob es legitim sei, wenn Auskunftsdienste Wikipedia-Artikel als Quellen angeben. Gerade in Hinsicht auf das wissenschaftliche Arbeiten (Zitieren) ist das Thema Wikipedia ja schon h\u00e4ufig diskutiert worden. Vielleicht ist die Lage bei einem Auskunftdienst aber doch anders. Da fallen mir eine ganze Menge Fragen ein, die eine Antwort bedingt.<\/p>\n

Die erste d\u00fcrfte wohl sein, welchen Anspruch an die Qualit\u00e4t und den Umfang die Auskunft \u00fcberhaupt gen\u00fcgen soll oder will. Ich vermute, dass der Anspruch in der Vor-Ort-Auskunft schon erheblich zwischen wissenschaftlichen und \u00f6ffentlichen Bibliotheken oder “wissenschaftlicher Arbeit” und “Alltags-\/Gebrauchsinformation” schwanken d\u00fcrfte. So eine pauschale Einteilung ist vielleicht nicht unbedingt zu halten, aber andererseits spiegelt sich der Anspruch einer Einrichtung ja doch auch in ihrem Bestand wider, auch wenn die Auskunft (und die Kompetenz dazu) nat\u00fcrlich dar\u00fcber hinaus gehen kann (soll). Andererseits geht es bei erw\u00e4hnten Beitrag wohl in erster Linie um Onlineausk\u00fcnfte, d.h. es gibt immerhin keinen so direkten Zeitdruck wie er besteht, wenn der Kunde vor einem steht und wartet. Ganz unabh\u00e4ngig von der leidigen Kostenfrage, wird so oder so die praktische Frage nach dem “maximal Zeitkontingent” f\u00fcr eine Frage bzw. der Recherche auch eine Rolle spielen, die wiederum Einfluss auf die Qualit\u00e4t hat.<\/p>\n

Umfang und Qualit\u00e4t sind so leicht sicher nicht zu trennen. Trotzdem ist der Umfang selbst schon eine spannende Frage. Die urbibliothekarischen T\u00e4tigkeiten befassen sich eigentlich eher wenig mit Inhalten, sondern mehr mit der formalen Erfassung und Verwaltung von “Information” (man erinnert sich an die “ent\u00e4uschten Bibliophilen” im ersten Semester). Oder macht man sich Feinde mit so einer Generalisierung? Vielleicht ist es auch durchaus derzeit im Umbruch befindlich und das Berufsbild wird \u00fcber die auskunftbibliothekarische Facette in seiner Definition erweitert (oder erhellt). Nun, wie auch immer, die Frage bleibt ob oder wie stark Antworten konkret sein sollen oder nur auf (formal) relevante Quellen verweisen. Wenn sie konkret sein sollen, d.h. Inhalte gesichtet und bewertet werden, dann liegt das Internet (Google und Wikipedia als Klassiker) zur schnellen Orientierung nahe – bei “trivialen Gebrauchsinformationen” allemal. Interessant an dieser Stelle ist der Einwand, dass der Nutzer das doch selber k\u00f6nne. Alle? Die Mehrheit? Viele? Die die fragen? Ginge man davon aus, dass viele es nicht “richtig k\u00f6nnten” (der ein oder andere hat vermutlich solche Erfahrungswerte im Umfeld gesammelt), schlie\u00dft sich die Frage an, ob man gerade denjenigen die Informationskompetenz abverlangen k\u00f6nnte (z.B.) einen\u00a0spezifischen Wikipedia-Artikel selber nochmal auf sachliche Korrektheit “abzusch\u00e4tzen” oder ob man als “Profi” die Quelle soweit selber abtastet, dass man sie uneingeschr\u00e4nkt empfehlen kann (w\u00e4hrend man beim Print oder kommerziellen Produkten da ja weitgehend unbek\u00fcmmert ist). Der Vorteil ist nat\u00fcrlich, dass der Nutzer, sofern vernetzt, direkten Zugriff auf die Information hat. Das ist bei kommerziellen Datenbanken schon umst\u00e4ndlicher. Allein aber auch wenn man die schier unendliche Menge an Datenbanken bedenkt (kommerzielle und freie, zuverl\u00e4ssige auch im Internet), dann kann der Rechercheaufwand enorm sein – eben je nach Anspruch.<\/p>\n

Hmm, man kann dabei ins Hunderste und Tausendste kommen. Die Hauptfrage denke ich, w\u00e4re aber erstmal festzulegen, welchen Anspruch man als Auskunftsdienst selber gen\u00fcgen will: Qualit\u00e4t, Umfang, Zeitaufwand\/Stellen, inhaltliche Tiefe, Themegebiete, Kostenlosigkeit, Zuverl\u00e4ssigkeit, Schnelligkeit, Nutzerfreundlichkeit….<\/p>\n

Irgendwo dabei beantwortet man ggf. schon die Frage, ob Wikipedia, ja oder nein. Ich denke es h\u00e4ngt wohl ohnehin von der Frage ab und eigentlich sind die \u00dcberlegungen schon beinah zu abgehoben f\u00fcr den Alltag, aber andererseits hatte ich selber bei meinem Praktikum vor kurzem zweimal den Fall, wo ich Wikipedia genutzt habe. Beide Male ging es um Literatursuche zu bestimmten Themen (wie ungew\u00f6hnlich eigentlich). Bei der ersten Frage ging es darum, den Wert einer Standuhr einzusch\u00e4tzen. Das krieg ich aber nicht mehr genau zusammen, ich glaub da musste Wikipedia f\u00fcr die zeitliche Einordnugn einer bestimmten Bauform herhalten. Bei der zweiten Frage wollte einen Nutzerin Literatur zur “Klangmassage<\/a>” (gerade Wellness-Themen wirken au\u00dferordentlich oft eher esoterisch). Da brachte mich der Katalog nicht so recht weiter, ganz abgesehen dass er bei der erweiterten Suche auch gerne zu eigenartigen Fehlermeldungen neigte. Ich hab nat\u00fcrlich nicht die Wikipediaseite als Quelle angegeben, aber die Literaturlisten sind gerade dann doch teilweise \u00e4u\u00dferst hilftreich. Gerade die Link- und Literaturangaben empfinde ich mittlerweile als durchaus \u00fcberzeugenden Grund auch mal bei Wikipedia anzufangen mit einer Recherche, selbst wenn man Wikipedia nicht selber als Quelle nutzen will. Nicht sehr professionell? Nun, im Zweifel konnte ich Hinweise geben, die der Katalog nicht hergab (doch unter Klangschalle, aber da muss man erst mal hinkommen). Alternativ h\u00e4tte ich sie ohne Ergebnis wegschicken m\u00fcssen. Andererseits war ich nur sehr kurz in der Auskunft und andere Mitarbeiter hatten es auch sehr viel besser raus den Nutzern pr\u00e4zisere Informationen zu ihren Fragen zu entlocken. Datenbanken, hier Digibi, wurden \u00fcbrigens nie in der Auskunft benutzt. Zum einen waren die meisten Fragen nicht so speziell und zum anderen dauert der Weg zum Ziel bei direkter Beratung zu lange. Ich war aber wohl auch nicht der einzige, dem Inhalt und Umfang von Digibib nicht so dauerpr\u00e4sent war.<\/p>\n

Aber noch mal kurz zur\u00fcck zur eigentlichen Idee des eingangs erw\u00e4hnten Beitrags: Rechercheergebnisse nutzen um Wikipedia zu erg\u00e4nzen. Klingt spannend. Aber – auch in Hinsicht auf bereits genannte Punkte – frag ich mich doch wirklich wie viele Antworten (oder Fragen) denn “enzyklop\u00e4dietauglich” sind. Auch wenn Artikel teilweise ausufernd sind, so ist das doch alles was Wikipedia sein soll. Gut vorstellen k\u00f6nnte ich mir noch, dass Links und Literaturverweise bei vorhandenen Artikeln erg\u00e4nzt werden. Beides soll sparsam gesetzt werden und vom Feinsten sein (Was Wikipedia nicht ist<\/a>) – das sollte von Bibliothekaren ja zu leisten sein.\u00a0 \ud83d\ude42 Ganz offensichtlich sind meine Vorstellungen von Umfang und Form der bibliothekarischen Auskunftsdienste nur \u00e4u\u00dferst wage, aber wenn da tats\u00e4chlich (so viel) erg\u00e4nzungsw\u00fcrdiges f\u00fcr Wikipedia generiert werden sollte – umso besser. Ohnehin sind erweiterte Auskunftsdienste durch Bibliothekare eine spannende Sache, gerade wenn ich mich an Klagen\/Bef\u00fcrchtungen \u00fcber ein immer unklarer definiertes Berufsbild (und seiner Abgrenzung z.B. zum Fami) erinnere mit allem was man so f\u00fcrchten kann (Rfid, Google etc.)…<\/p>\n

Interessant ist \u00fcbrigens auch noch – und die Siehe-auch-Links beim netbib-Beitrag verweisen auch darauf (Wikipedia: Reference Desk<\/a>), dass Wikipedia selbst einen “Antwortdienst” hat. Besonders au\u00dfergew\u00f6hnlich ist es ja eigentlich nicht, schlie\u00dflich gibt es seit anbeginn Newsgroups, Foren und auch mittlerweile von den meisten gro\u00dfen Suchmachinenbetreibern spezialisierte Antwortdienste, bei dem sich jeder als Experte deklarieren kann. Aber immerhin hat Wikipedia wohl die Notwendigkeit f\u00fcr die Einrichtung eines separaten Fragebereichs gesehen. Wo st\u00fcnde dann eigentlich die bibliothekarische Auskunft – irgendwo zwischen dem User-to-User und kostenpflichtigen (allgemeinen) Auskunftsdiensten mit einer Ausrichtung auf das was halt Nutzer so fragen?<\/p>\n

Bevor ich mich im Kreis drehe, belass ich es mal dabei. Vielleicht ordne ich die Gedanken irgendwann nochmal richtig \":mrgreen:\"<\/p>\n

Dieser Beitrag ist \u00fcbrigens \u00fcberhaupt nicht f\u00fcrs wissenschaftliche Arbeiten geeignet. Das sch\u00f6ne ist ja, dass man in einem Blog von “Belegzw\u00e4ngen” befreit ist und einfach mal etwas brainstormen darf – merken muss es der Leser aber noch \ud83d\ude09<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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